
Mir geht es hier nicht darum, zu berichten, welche tollen Wanderungen ich gemacht oder wieviele Städte ich entdeckt habe. Mir geht es darum zu erkennen, welche Erfahrungen und Erlebnisse in diesem halben Jahr mein Leben so unglaublich bereichert haben. Und wie sie dazu beitragen, dass ich immer mehr zu mir selbst finde und für mich einstehe.
Mein Sommer im Allgäu war eine unglaublich intensive Zeit. Ich habe als Mitarbeiterin mit im Landhaus gelebt- genau wie die Gäste und die anderen Kollegen. Ständig war jemand da, ich hatte jederzeit die Möglichkeit, in Gemeinschaft zu sein, aber auch Zeit für mich allein zu haben. Morgens lächelnd begrüßt werden mit den Fragen „Wie war die Nacht?“, „Hast du gut geschlafen?“, „Hast du heute schon Pläne?“. Abends zusammensitzen, Geschichten und Witze erzählen, Erfahrungen austauschen, spielen oder gemeinsame Ausflüge planen- das waren Dinge, die mir unglaublich gut getan haben. Zu merken, dass ich gut bin, genau so wie ich bin und dass die Menschen, die mit mir Zeit verbringen, mich akzeptieren und gern haben, hat mir den Rücken gestärkt.
Oft bin ich zu ziemlich alpinen Wanderungen losgezogen, habe die Berge „erradelt“ und immer wieder meine Grenzen ausgetestet. Bei all‘ diesen Sachen muss man zwangsweise raus aus der gemütlichen Komfortzone und rein ins Ungewisse. Ich bin öfter mal in starke Wetterextreme geraten, war in sehr alpinem Gelände teilweise stundenlang allein unterwegs, habe Fremde angesprochen und dabei viele neue Wegbekanntschaften geschlossen. Ich bin in eiskalten Bergseen nackt baden gegangen und habe nachts um drei Uhr eine Sonnenaufgangstour allein gestartet, unter freiem Himmel geschlafen und das erste Mal in meinem Leben „couchgesurfed“… Die Liste könnte noch lange so weiter gehen. All‘ diese Dinge haben eine große Gemeinsamkeit: Ich musste meinen inneren Schweinehund überwinden, Selbstzweifel ablegen und an mich glauben. Und vor allem Vertrauen in das Leben und mich selbst haben.
Alle Menschen, die ich in dieser Zeit kennengelernt habe und alle Eindrücke, die nun für immer im Gedächtnis abgespeichert sind, haben mich bedeutende Dinge für mein Leben gelehrt. Hier nur ein paar wenige von ihnen:
„Ja, die Welt steht dir komplett offen und du hast unendliche Möglichkeiten. Aber DU entscheidest, was du davon annimmst und zu einem Teil deines Lebens werden lässt.“
Gernot
„Du musst den passenden Weg für dich finden. Wofür andere sich entscheiden, ist nicht wichtig für dich – wichtig ist das, was vor DIR liegt und womit DU dich wohlfühlst. Und konzentriere dich immer auf DEINEN NÄCHSTEN Schritt.“
Wanderweg
„Gib‘ dir Zeit, denn die hast du. Das Leben ist ein Prozess, in dem wir alle uns immer wieder verändern. Schau mal, was du schon alles geschafft hast. Du kannst stolz auf dich sein.“
Renata
„Mein Körper ist ein Wunderwerk. Ich kann ihm vertrauen. Durch ihn kann ich all‘ die Dinge tun, die ich gern mache und in Zukunft noch machen will. Er ermöglicht mir ZU LEBEN.“
Mein Körper
Während dieser Zeit gab es auch mal nicht so gute Tage. Die gehören genauso zum Leben dazu und sind wichtig, um wieder etwas achtsamer mit sich umzugehen. Ich habe gelernt, solche Tage anzunehmen und dann besonders liebevoll mit mir umzugehen. Dinge, die mir guttun sind da genauso wichtig wie eine Person, mit der ich vertrauensvoll reden kann oder die mir eine Umarmung gibt.
Ich schaue gestärkt, selbstbewusster und absolut zufrieden auf meinen Sommer zurück. Kein einziger Tag war verschwendet oder unnütz‘. Natur und Menschen, Tiere und Erlebnisse haben mich enorm bereichert. Ich weiß nun wieder etwas mehr, was für mich im Leben zählt und auch, worauf ich verzichten kann. Und in meinem Kopf sind tausende Erinnerungen, die mir keiner mehr nehmen kann!